«Der Fernstützkurs bietet viele Möglichkeiten»
Unser Stützkursleiter Michael Kämpf betreut die Lernenden der KMU Lehrbetriebsverbund AG (LBV) am Montag- und Donnerstagabend. Zusätzlich übernimmt er die Betreuung am Mittwoch und Freitag für die externen Lernenden während der Coronakrise. Unsere Lernenden profitieren von seinem Fachwissen, unter anderem in den Bereichen Wirtschaft, Rechnungswesen, Deutsch und Englisch. Dank der absolvierten Lehre als Kaufmann EFZ, seinen Berufserfahrungen und dem aktuellen Wissen durch sein Studium, sind die Lernenden optimal unterstützt. Michael erzählt uns, wie er den Fernstützkurs sieht und welche Erfahrungen er als Stützkursleiter damit macht.
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Wie ist es, als Stützkursleiter auf einmal einen Stützkurs online durchzuführen?
Bereits unter normalen Umständen ist die Leitung des Stützkurses ein Kraftakt des Organisierens. Obwohl wir genügend Stützkursleiter sind, ist es immer eine gewisse Herausforderung, die Anliegen dem Wissen entsprechend auf die Stützkursleiter zu verteilen. Mit der digitalen Durchführung kamen nun zwei zusätzliche Herausforderungen hinzu:
Der augenblickliche Austausch mit den anderen Stützkursleitern kann nicht mehr in dieser Form stattfinden, und die Kontrolle der Lernenden muss viel mehr auf Vertrauen basieren.
Da wir vom LBV relativ viele Freiheiten erhalten haben, konnte ich mir vertraute technische Hilfsmittel verwenden und musste keine neuen Programme kennenlernen. Dennoch, der Knackpunkt bis jetzt ist das Zwischenmenschliche. Ich sehe mich als Supporter der Lernenden und weniger als Lehrer – die Erarbeitung dieser Vertrauensbasis gestaltet sich online schwerer.
Was hältst du davon, dass der LBV den Stützkurs während der Coronakrise bis Ende Mai 2020 für die Lernenden im Baselland kostenlos anbietet?
Die Schliessung der Schule stellt die Lernenden vor grosse schulische Herausforderungen. Lehrbetriebe, obwohl ihnen ein guter Lehrabschluss am Herzen liegt, haben keine Kapazität zusätzlich zum Krisenmanagement noch Nachhilfe zu geben und sicherzustellen, dass die Lernenden den Schulstoff tatsächlich verstehen und ohne Lücke wieder starten können.
Deswegen bin ich überzeugt, dass der kostenlose Stützkurs für alle Lernenden eine einzigartige Möglichkeit für den Wirtschaftsstandort Baselland ist. Die Botschaft für Unternehmen ist klar – wir sind da, um die KMU zu unterstützen. Und die Lernenden profitieren von einem tollen Angebot, welches sie weiterbringen wird.
Sind die Lernenden durch die Krise überhaupt motiviert, an diesem Fernstützkurs teilzunehmen?
Ich denke, man muss hier zwei Gruppen von Lernenden unterscheiden. Als Erstes alle Lernenden, welche diesen Sommer ihre Lehre abschliessen werden. Diese Lernenden haben nun zu Recht «andere» Prioritäten, wie z.B. Bewerbungen schreiben – bei welchen ich mehr als gerne mithelfe! Dennoch kann ich sagen, dass mich die Lernenden absolut überrascht haben. Eine Lernende hatte mir mitgeteilt, dass sie trotz QV-Absage gerne weiterhin ihr Englisch verbessern möchte – da man dies ja im weiteren Geschäftsleben noch benötigen wird. Die abschliessenden Lernenden sind vielleicht anderweitig, jedoch nicht weniger, fokussiert!
Zum anderen gibt es die restlichen Lernenden, welche sich im 1. oder 2. Lehrjahr befinden. Hierbei ist es eine Herausforderung, sie am Ball zu halten und auf das nächste Lehrjahr vorzubereiten. Viele Lernende nehmen die Möglichkeit, Lücken zu füllen, wahr und möchten zum Beispiel vermehrt Buchhaltung repetieren oder englische Grammatik nochmals üben.
Momentan finden in den Schulen keine Prüfungen statt. Ebenfalls werden keine Abschlussprüfungen durchgeführt. Macht der Fernstützkurs dennoch Sinn?
Man lernt nicht für eine Prüfung (und auch nicht für die Eltern). Es macht selbstverständlich enorm viel Sinn, diese Zeit aktiv zu nutzen und die eigenen Chancen zu verbessern. Als ehemaliger KV-Lernender (Abschluss 2014) kann ich nur zu gut bestätigen, dass viele der erworbenen Kenntnisse im täglichen Berufsleben benötigt werden.
Deshalb macht der Stützkurs JETZT erst recht Sinn! Wir müssen sicherstellen, dass unsere Lernenden keinen bleibenden Nachteil haben.
Sind es nur Lernende, die sich in der Kurzarbeit befinden, die an dem kostenlosen Fernstützkurs teilnehmen?
Nein. Da sich bei vielen KMU die Mehrheit in Kurzarbeit befindet, gibt es auch zusätzliche Probleme für Lernende. Als ehemaliger Praxisbildner kann ich sagen, dass die persönliche Betreuung von Lernenden essenziell wichtig ist und einen grossen Beitrag zum erfolgreichen Abschliessen der Lehre beiträgt. Diese Betreuung leidet im Moment – wie alle geschäftsrelevanten Prozesse im Unternehmen. Als Stützkursleiter mit Lehrerfahrung kann ich meinen Lernenden auch in geschäftsspezifischeren Fragen zur Seite stehen und auch generell Tipps und Tricks geben. Ich bin überzeugt, dass dies eine geschätzte Ergänzung ist.
Was ist dir speziell bei der Online-Durchführung aufgefallen? Was ist anders verglichen zum „normalen“ Stützkurs?
Wie bereits oben kurz erwähnt: Das neue Stützkursformat baut stark auf Vertrauen. Es ist unerlässlich, dass Lernende sich an die Regeln halten und den Anweisungen folgen. Im Vergleich zum normalen Stützkurs «kontrolliere» ich nun viel mehr und betreue meine Lernenden bedeutend enger. Wo ich früher über die Schulter schauen konnte, halte ich nun Videoanrufe ab. Zudem wird via Fotos der Lernfortschritt dokumentiert. Sprich, jeder Lernende muss erklären, was er machen möchte und am Ende Fotos vom Erarbeiteten schicken.
Wem würdest du diesen Fernstützkurs empfehlen?
Prinzipiell würde ich allen Lernenden, egal ob (knapp) ungenügende Noten oder höhere Ambitionen, den Stützkurs empfehlen. Es hilft, Eigendisziplin zu erarbeiten und wie man Fragen stellen kann. Der Online-Stützkurs bietet viele Möglichkeiten für Lernende in handwerklichen Berufen, welche einen wechselnden Arbeitsort haben. Für sie ist der Zeitgewinn gross und ich bemerke eine erhöhte Motivation.
Wie kannst du den Lernenden trotz dieser Distanz helfen?
Es benötigt alles etwas mehr Zeit, jedoch ändert sich am Inhalt meiner Arbeit wenig. Das Ziel ist es, den Lernenden anhand ihrer Schulunterlagen den Stoff zu erläutern. Ich setze prinzipiell auf Fragestellungen. Damit möchte ich bezwecken, dass die Lernenden die Lösung herleiten müssen und diese dementsprechend besser im Gedächtnis bleibt. Diese Vorgehensweise ist jedoch nun etwas schwerer umzusetzen.
Die Lernenden können also die gleiche Unterstützung erwarten, auch wenn der Stützkursleiter nicht vor Ort ist?
Ja, ich bin davon überzeugt. Vor 3 Monaten hätten viele Unternehmen gesagt, dass Home Office bei ihnen nicht möglich ist. Nun arbeiten plötzlich alle von zu Hause aus. Dasselbe gilt hier für den Stützkurs. Es ist eine Umstellung, in manchen Situationen kann es eine grössere Herausforderung sein, jedoch wird der Stützkurs mit jedem Mal effizienter und zielorientiertet. Mittlerweile finde ich, dass die Lernenden ein ähnliches Erlebnis erhalten wie beim physischen Stützkurs.
Ist es nicht schwerer, eine Bindung zu den Lernenden aufzubauen, wenn du sie noch nie gesehen hast?
Ja, ich denke, es ist nicht dasselbe, wenn man jemanden nur online kennenlernen kann. Dennoch nehme ich mir bewusst die Zeit, mit allen Lernenden zu Beginn eine private Unterhaltung zu führen und uns gegenseitig etwas kennenzulernen. Zudem versuche ich, mit jedem Lernenden kurzen Small Talk zu führen, um die räumliche Trennung etwas zu überbrücken.
Hast du noch einen Tipp an die Lernenden?
Ich würde gerne den Lernenden raten, den Stützkurs auch von ihnen selbst aus in Anspruch zu nehmen. Es ist eine einzigartige Möglichkeit, welche ich als Lernender selbst gerne gehabt hätte.
Als letzter Tipp noch – lehnt euch in dieser Zeit nicht zu fest zurück, denn irgendwann fängt die Berufsschule wieder an und spätestens dann müsst ihr alles nachholen -> diesen Stress möchtet ihr nicht, glaubt mir.
Bereits unter normalen Umständen ist die Leitung des Stützkurses ein Kraftakt des Organisierens. Obwohl wir genügend Stützkursleiter sind, ist es immer eine gewisse Herausforderung, die Anliegen dem Wissen entsprechend auf die Stützkursleiter zu verteilen. Mit der digitalen Durchführung kamen nun zwei zusätzliche Herausforderungen hinzu:
Der augenblickliche Austausch mit den anderen Stützkursleitern kann nicht mehr in dieser Form stattfinden, und die Kontrolle der Lernenden muss viel mehr auf Vertrauen basieren.
Da wir vom LBV relativ viele Freiheiten erhalten haben, konnte ich mir vertraute technische Hilfsmittel verwenden und musste keine neuen Programme kennenlernen. Dennoch, der Knackpunkt bis jetzt ist das Zwischenmenschliche. Ich sehe mich als Supporter der Lernenden und weniger als Lehrer – die Erarbeitung dieser Vertrauensbasis gestaltet sich online schwerer.
Was hältst du davon, dass der LBV den Stützkurs während der Coronakrise bis Ende Mai 2020 für die Lernenden im Baselland kostenlos anbietet?
Die Schliessung der Schule stellt die Lernenden vor grosse schulische Herausforderungen. Lehrbetriebe, obwohl ihnen ein guter Lehrabschluss am Herzen liegt, haben keine Kapazität zusätzlich zum Krisenmanagement noch Nachhilfe zu geben und sicherzustellen, dass die Lernenden den Schulstoff tatsächlich verstehen und ohne Lücke wieder starten können.
Deswegen bin ich überzeugt, dass der kostenlose Stützkurs für alle Lernenden eine einzigartige Möglichkeit für den Wirtschaftsstandort Baselland ist. Die Botschaft für Unternehmen ist klar – wir sind da, um die KMU zu unterstützen. Und die Lernenden profitieren von einem tollen Angebot, welches sie weiterbringen wird.
Sind die Lernenden durch die Krise überhaupt motiviert, an diesem Fernstützkurs teilzunehmen?
Ich denke, man muss hier zwei Gruppen von Lernenden unterscheiden. Als Erstes alle Lernenden, welche diesen Sommer ihre Lehre abschliessen werden. Diese Lernenden haben nun zu Recht «andere» Prioritäten, wie z.B. Bewerbungen schreiben – bei welchen ich mehr als gerne mithelfe! Dennoch kann ich sagen, dass mich die Lernenden absolut überrascht haben. Eine Lernende hatte mir mitgeteilt, dass sie trotz QV-Absage gerne weiterhin ihr Englisch verbessern möchte – da man dies ja im weiteren Geschäftsleben noch benötigen wird. Die abschliessenden Lernenden sind vielleicht anderweitig, jedoch nicht weniger, fokussiert!
Zum anderen gibt es die restlichen Lernenden, welche sich im 1. oder 2. Lehrjahr befinden. Hierbei ist es eine Herausforderung, sie am Ball zu halten und auf das nächste Lehrjahr vorzubereiten. Viele Lernende nehmen die Möglichkeit, Lücken zu füllen, wahr und möchten zum Beispiel vermehrt Buchhaltung repetieren oder englische Grammatik nochmals üben.
Momentan finden in den Schulen keine Prüfungen statt. Ebenfalls werden keine Abschlussprüfungen durchgeführt. Macht der Fernstützkurs dennoch Sinn?
Man lernt nicht für eine Prüfung (und auch nicht für die Eltern). Es macht selbstverständlich enorm viel Sinn, diese Zeit aktiv zu nutzen und die eigenen Chancen zu verbessern. Als ehemaliger KV-Lernender (Abschluss 2014) kann ich nur zu gut bestätigen, dass viele der erworbenen Kenntnisse im täglichen Berufsleben benötigt werden.
Deshalb macht der Stützkurs JETZT erst recht Sinn! Wir müssen sicherstellen, dass unsere Lernenden keinen bleibenden Nachteil haben.
Sind es nur Lernende, die sich in der Kurzarbeit befinden, die an dem kostenlosen Fernstützkurs teilnehmen?
Nein. Da sich bei vielen KMU die Mehrheit in Kurzarbeit befindet, gibt es auch zusätzliche Probleme für Lernende. Als ehemaliger Praxisbildner kann ich sagen, dass die persönliche Betreuung von Lernenden essenziell wichtig ist und einen grossen Beitrag zum erfolgreichen Abschliessen der Lehre beiträgt. Diese Betreuung leidet im Moment – wie alle geschäftsrelevanten Prozesse im Unternehmen. Als Stützkursleiter mit Lehrerfahrung kann ich meinen Lernenden auch in geschäftsspezifischeren Fragen zur Seite stehen und auch generell Tipps und Tricks geben. Ich bin überzeugt, dass dies eine geschätzte Ergänzung ist.
Was ist dir speziell bei der Online-Durchführung aufgefallen? Was ist anders verglichen zum „normalen“ Stützkurs?
Wie bereits oben kurz erwähnt: Das neue Stützkursformat baut stark auf Vertrauen. Es ist unerlässlich, dass Lernende sich an die Regeln halten und den Anweisungen folgen. Im Vergleich zum normalen Stützkurs «kontrolliere» ich nun viel mehr und betreue meine Lernenden bedeutend enger. Wo ich früher über die Schulter schauen konnte, halte ich nun Videoanrufe ab. Zudem wird via Fotos der Lernfortschritt dokumentiert. Sprich, jeder Lernende muss erklären, was er machen möchte und am Ende Fotos vom Erarbeiteten schicken.
Wem würdest du diesen Fernstützkurs empfehlen?
Prinzipiell würde ich allen Lernenden, egal ob (knapp) ungenügende Noten oder höhere Ambitionen, den Stützkurs empfehlen. Es hilft, Eigendisziplin zu erarbeiten und wie man Fragen stellen kann. Der Online-Stützkurs bietet viele Möglichkeiten für Lernende in handwerklichen Berufen, welche einen wechselnden Arbeitsort haben. Für sie ist der Zeitgewinn gross und ich bemerke eine erhöhte Motivation.
Wie kannst du den Lernenden trotz dieser Distanz helfen?
Es benötigt alles etwas mehr Zeit, jedoch ändert sich am Inhalt meiner Arbeit wenig. Das Ziel ist es, den Lernenden anhand ihrer Schulunterlagen den Stoff zu erläutern. Ich setze prinzipiell auf Fragestellungen. Damit möchte ich bezwecken, dass die Lernenden die Lösung herleiten müssen und diese dementsprechend besser im Gedächtnis bleibt. Diese Vorgehensweise ist jedoch nun etwas schwerer umzusetzen.
Die Lernenden können also die gleiche Unterstützung erwarten, auch wenn der Stützkursleiter nicht vor Ort ist?
Ja, ich bin davon überzeugt. Vor 3 Monaten hätten viele Unternehmen gesagt, dass Home Office bei ihnen nicht möglich ist. Nun arbeiten plötzlich alle von zu Hause aus. Dasselbe gilt hier für den Stützkurs. Es ist eine Umstellung, in manchen Situationen kann es eine grössere Herausforderung sein, jedoch wird der Stützkurs mit jedem Mal effizienter und zielorientiertet. Mittlerweile finde ich, dass die Lernenden ein ähnliches Erlebnis erhalten wie beim physischen Stützkurs.
Ist es nicht schwerer, eine Bindung zu den Lernenden aufzubauen, wenn du sie noch nie gesehen hast?
Ja, ich denke, es ist nicht dasselbe, wenn man jemanden nur online kennenlernen kann. Dennoch nehme ich mir bewusst die Zeit, mit allen Lernenden zu Beginn eine private Unterhaltung zu führen und uns gegenseitig etwas kennenzulernen. Zudem versuche ich, mit jedem Lernenden kurzen Small Talk zu führen, um die räumliche Trennung etwas zu überbrücken.
Hast du noch einen Tipp an die Lernenden?
Ich würde gerne den Lernenden raten, den Stützkurs auch von ihnen selbst aus in Anspruch zu nehmen. Es ist eine einzigartige Möglichkeit, welche ich als Lernender selbst gerne gehabt hätte.
Als letzter Tipp noch – lehnt euch in dieser Zeit nicht zu fest zurück, denn irgendwann fängt die Berufsschule wieder an und spätestens dann müsst ihr alles nachholen -> diesen Stress möchtet ihr nicht, glaubt mir.
Bei Fragen steht Ihnen die Geschäftsstelle der KMU Lehrbetriebsverbund AG zur Verfügung:
Sabrina Haeber
Stützkursverantwortliche
061 927 65 19
s.haeber@kmu.org
Sabrina Haeber
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061 927 65 19
s.haeber@kmu.org